Cologne Jazz Quartet
feat. Dennis Mackrel

Con Alma

Besetzung

Malte Dürrschnabel – Tenorsaxofon
Billy Test – Piano
Henning Gailing – Kontrabass
Dennis Mackrel – Schlagzeug

Der Name der Band ist so einfach wie selbstbewusst: Sich in einer Stadt wie Köln, die sich dank ihrer musikstilistischen Vielfalt zum weithin beachteten Jazz-Hotspot entwickelt hat, schlicht „Cologne Jazz Quartet“ zu nennen, das ist irgendwie schon cool. Wobei „cool“ definitiv nicht auf den Jazz-Stil von Malte Dürrschnabel, Billy Test, Henning Gailing und Dennis Mackrel zutrifft: Das wunderbar aufeinander eingespielte Quartett spielt leidenschaftlichen Straight Ahead Jazz, der sich aus dem großen Repertoire von Bebop und Hard Bop speist, immer seelenvoll swingend, mitunter stimmungsvoll intim, wenn es in Balladen die wohlige Atmosphäre durchfeierter Nächte einfängt.

Stilsicher, feingliedrig, dabei hinreißend impulsiv zelebriert das Cologne Jazz Quartet die hohe Kunst des groovenden Jazz, getragen von solistischen Highlights und rhythmischen Impulsen. Wobei Kontrabass und Schlagzeug vollkommen gleichberechtigte Akteure im stilsicheren Miteinander aller vier Musiker sind und damit weit mehr als schmückend-stabilisierendes Beiwerk!

Bereits 2013 gründete sich das erste Malte Dürrschnabel Quartett, zu dem damals schon Henning Gailing am Kontrabass gehörte. Zum Cologne Jazz Quartet stieß dann mit Billy Test, dem Pianisten der WDR Big Band, eine weitere Koryphäe des zeitgenössischen Jazz hinzu, wobei sich die drei in Köln beheimateten Musiker Dürrschnabel, Test und Gailing niemand Geringeren als den New Yorker Drummer Dennis Mackrel für ihr Quartett-Debüt einluden. Der Schlagzeuger, Komponist, Arrangeur und Musikpädagoge wurde durch seine Zusammenarbeit mit dem Count Basie Orchestra berühmt, nun fügt er sich mit viel Esprit und positiver Energie nahtlos ins Bandgefüge des Cologne Jazz Quartet ein.

Das Debütalbum wurde in den Kölner Riverside Studios aufgenommen und strahlt die Frische und spontane Intensität eines Live-Auftritts aus – was keine Wunder ist: Tatsächlich handelt es bei den meisten Stücken um First Takes, auch die restlichen Tracks wurden nie mehr als zweimal aufgenommen. Stilsicher promeniert das Cologne Jazz Quartet durch Highlights des Great American Songbook und dockt zwischendurch an gestandene Jazz-Kompositionen an. Programmatisch steht Dizzy Gillespies Jazz-Standard „Con Alma“ für die Symbiose von Bebop und Modern Jazz, die dem Quartett mit seinem gesamten Album aufs Beste glückt.

Die markante Komposition „Visitation“ des Bassisten Paul Chambers wiederum repräsentiert die Leidenschaft des Quartetts für melodische Finessen: Gemeinsam tragen Malte Dürrschnabel und Henning Gailing das Thema vor, das in ein prächtiges Bass-Feature übergeht, zu dessen melodischem Vokabular auch Gailings mitsingende und mitsummende Stimme gehört. Wobei dies erst die Vorstufe ist: Billy Test übernimmt die Energie mit einem seiner leichtfüßig vorgetragenen Klaviersoli, unterstützt von Gailings nunmehr „walking“ Bass und Mackrels zupackendem Schlagwerk. Von solch brillanter Vorarbeit lässt sich Malte Dürrschnabel zu einem eleganten Saxofon-Soli inspirieren, das die für ihn typische Klangwärme kräftig auflodern lässt. Unwillkürlich muss man an Paul Gonsalves und sein legendäres Newport-Solo für Duke Ellington denken und wünscht sich, dass auch Dürrschnabel wie einst Gonsalves „ewig“ weiterspielen würde.

Gleichwohl bleiben keine Wünsche offen. Erst recht nicht angesichts der feinen Auswahl gediegener Songbook-Stücke, die dem Quartett mit ihren einprägsamen Melodien wahre Steilvorlagen offerieren, um mit Feingefühl und Fantasie eigene Ideen zu verfolgen. George Gershwins Broadway-Musical-Song „Who Cares?“ aus dem Jahr 1931 wurde schon von vielen interpretiert, darunter von Fred Astaire, Ella Fitzgerald, Tony Bennett und Rufus Wainwright, nun lässt auch das Cologne Jazz Quartet die optimistisch swingende Ausgelassenheit dieser „Love Affair“ kongenial erstrahlen: „Who cares what the public chatters / Love’s the only thing that matters…“

Mitunter schwelgen die schönen Stimmungen im Blues („Willow Weep For Me“) oder Melancholischen, so in der atmosphärischen Ballade „I Don’t Stand a Ghost With You“. Vor mehr als 90 Jahren sang Bing Crosby diesen bezaubernden Song mit einer gehörigen Portion an wehklagendem Selbstmitleid, um kundzutun, dass er bei seiner Angebeteten nicht den „Hauch einer Chance habe“. Malte Dürrschnabel verpasst Crosbys samtweicher Stimme mit mal hingehauchten, mal betont lang angehaltenen Saxofon-Klängen das nötige Gegengewicht und legt die der Melodie innewohnende Schönheit frei. Im Mittelpunkt des Albums thront indes Harold Arlens “Come Rain Or Come Shine”, jenes schöne Liebeslied aus dem Musical “St. Louis Woman” von 1946, das zu einem der ganz großen Standards des Jazz avancierte. In den dazugehörenden Lyrics kokettierte Texter Johnny Mercer seinerzeit hintergründig mit der Entscheidung zwischen Regen oder Sonnenschein, hier nun beantwortet Billy Test die Frage mit einem weiteren, herrlich sprudelnden Klaviersolo, in das er verspielt-spielerisch das Thema von Duke Ellingtons „I’m Beginning to See the Light“ einflicht.

Dieses „Ins Licht!“ könnte als Motto über dem Album stehen, das bis zum großen Finale mit „It's All Right With Me“ große Songs, große Melodien und großartige Interpretationen wahrlich aufleuchten lässt. Was hat auch dieser Cole-Porter-Song nicht alles schon an Spielarten erlebt, von Bing Crosby über Ella Fitzgerald, Frank Sinatra oder Zoot Sims bis hin zu Tom Waits wild-brutalistischer Interpretation aus dem Jahr 1990. Das Cologne Jazz Quartet geht nun dahin zurück, wofür Cole Porter zu Recht so geliebt und verehrt wird: zur hinreißend schönen Melodie als einem weiteren Glanzstück dieses rundum feinen Debütalbums.

Tracklist

01 Who Cares (George Gershwin) 07:30
02 Visitation (Paul Chambers) 06:57
03 Con Alma (Dizzy Gillespie) 06:01
04 I Don’t Stand A Ghost Of A Chance (Young/Crosby/Washington) 06:37
05 Come Rain Or Come Shine (Harold Arlen) 10:14
06 Cabu (Roland Alexander) 04:58
07 Sno’ Peas (Phil Markowitz) 05:20
08 Willow Weep For Me (Ann Ronell) 05:04
09 It's All Right With Me (Cole Porter) 06:21

Infos zur Produktion

Recorded & mixed by Tijmen Zinkhaan at Riverside Studios, Cologne.
Mastered by Thomas Ölscher at Railroad Tracks Studios, Kerpen.

Produced by Henning Gailing & Jens Bosch (Executive Producer)
Design by Katerina Trakakis & Svenja Wittmann.
Photography by Florian Ross

℗+© 2024 JazzJazz Records / LC97320

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