Johannes Mueller

Tenor Soul

Besetzung

Johannes Mueller – Tenor Saxophone
Martin Sasse – Piano
Markus Schieferdecker – Bass
Martijn Vink – Drums

Special Guests:
Menzel Mutzke - Trumpet/Flugelhorn
Martin Schulte - Guitar

Der erste, spontane Gedanke zu Johannes Muellers Spiel: In a mellow tone! Zwar taucht Duke Ellingtons gleichnamiger Jazzsong nicht unter den zehn Stücken seines neuen Albums auf, doch der „sanfte Ton“ des erfahrenen Saxofonisten trägt „Tenor Soul“ ganz eindeutig. Muellers warmer, weicher Klang, die rhapsodische Anmut, mit der er vor allem (aber nicht nur!) die herrlichen Balladen des Albums zu romantischer Dichtkunst ausgestaltet: Stets schmiegt sich „Muellers mellow tone“ passgenau wie ein butterweicher Lederhandschuh über die Musik seines grandios besetzten Quartetts. Für sein neues Album gilt, was Jazz-Kunst im Idealfall auszeichnet: dass sie weit über die Konventionen von Form, Stil und Mode hinauswirkt.

Johannes Mueller ist kein dominanter Frontmann, sondern ein mannschaftsdienlicher Spieler, dem der Ensemble-Klang wichtiger ist als  mancher solistischer Alleingang. Was nicht heißt, dass es in den Stücken nicht genügend Platz für herausragende Improvisationen gäbe! Aufmerksam, reaktionsschnell und mit außerordentlichem Feingefühl öffnen Mueller, Pianist Martin Sasse, Bassist Markus Schieferdecker und Schlagzeuger Martijn Vink immer wieder die notwendigen Räume und schaffen für jede Komposition das jeweils angemessene Energiefeld. Alle Beteiligten – einschließlich der vorzüglichen Gastmusiker Martin Schulte und Menzel Mutzke – dürfen solistisch glänzen und sind immer doch auch Protagonisten eines perfekt aufeinander eingespielten Teams.

Gleich fünf Kompositionen stammen aus der Feder von Johannes Mueller, zwei weitere steuerte Altmeister Martin Sasse bei, darunter das titelgebende Eröffnungsstück, das mit kräftigen Farben den „Soul“ des Albums vorstellt. Johannes Mueller trägt das knappe Thema vor, Sasse reichert es mit kleinen, verspielten Ornamenten an, kurze Passagen spielen er und Mueller unisono. Organisch erwächst daraus ein seelenvolles, tief im Soul-Blues verankertes Klaviersolo. Herrlich groovend schwingt sich Sasse in die helle Tonlage empor, was Mueller umgehend kontrapunktisch mit seiner sonoren Saxofonstimme beantwortet. Ton für Ton buchstabiert er seinen solistischen Exkurs und formuliert ein brillantes Statement. Markus Schieferdecker wiederum übernimmt dies mit kräftig marschierenden Basslinien, bevor das Stück auch schon zum Thema zurückkehrt, nun freilich ergänzt durch pointierte Schlagzeug-Akzente des nicht nur hier bestens aufgelegten Martijn Vink. In der Summe offenbart „Tenor Soul“ eindrucksvoll die Schnittmenge aller Improvisationsmöglichkeiten – und ist so der perfekte Opener des Albums!

Johannes Mueller, geboren 1981 in Saarlouis, studierte an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Mannheim bei Jürgen Seefelder und Johannes Enders. Von 2002 bis 2005 war er Mitglied im Bundesjazzorchester BuJazzO, ebenso war er am Projekt „Euro-Jazz“ der HR Big Band beteiligt, deren regelmäßiger Gast er bis heute ist. Als Solist trat er auf zahllosen Jazzfestivals auf, in San José, London, Den Haag, Brüssel, Kapstadt, Mumbai, Delhi oder Sapporo. 2005 gewann er den Solistenpreis des Hochschulwettbewerbs der Bundesrepublik Deutschland. Zugleich ist Mueller auf vielen Studioalben renommierter Jazzgrößen zu hören, darunter David Liebman, Randy Brecker, Bob Mintzer, Claudio Roditi, Michel Camilo, Wolfgang Muthspiel, Ingrid Jensen, Rebekka Bakken, Don Braden, Ack van Rooyen, Peter Herbolzheimer, Lalo Schifrin, Jean-Louis Rassinfosse. Last but not least: Seit 2016 ist Mueller festes Mitglied der Big Band der Bundeswehr.

Aus all diesen und noch weit mehr Koordinatenpunkten setzt sich Muellers neuestes Werk unter eigenem Namen zusammen. Unverkennbar sind auf „Tenor Soul“ zudem Einflüsse bedeutender Tenoristen der Jazzgeschichte, vorrangig aus der (Hardbop-)Ära der innovativen Prestige- und (frühen) Impulse!-Jahre. Kenntnisreich und stilgewandt, mal legato, mal staccato, verbeugt sich Mueller voller Respekt vor Größen wie Sonny Rollins, Coleman Hawkins oder John Coltrane (dessen „A Love Supreme“ er in seinem dynamischen Solo im Stück „Up Shut Down“ zitiert), ohne sich je von ihnen in die Knie zwingen zu lassen. Ganz im Gegenteil: Mit Martin Sasse, Markus Schieferdecker und Martijn Vink verfügt er über sein ureigenes, kongeniales Quartett, ein Dream-Team auf Augenhöhe, das mitreißend und leidenschaftlich seine rhythmische Munition abfeuert und Mueller alle Freiheiten gibt, um Themen, Harmonien und Stimmungen so zu erschließen, wie er es möchte. Belohnt wird man mit solistischen Kabinettstücken, die begeistern und berühren, vor allem aber mit einem stupenden Ensemble-Klang voller Finessen, dessen Modernität sich vollends erst beim mehrfachen Hören erschließt.

Noch ein Wort zu Johannes Muellers Gästen: Gitarrist Martin Schulte und Trompeter Menzel Mutzke erweitern das Quartett auf der Hälfte des Albums, und jeder ihrer virtuosen Gastbeiträge ist weit mehr als „nur“ eine attraktiv beigemischte Klangwürze. Dramaturgisch punktgenau platziert Mueller sie quasi ums Zentrum des Albums, um Dichte und Dynamik noch einmal zu steigern und um noch mehr stilistische Möglichkeiten und Stimmungen zu kreieren: mal modern, mal funky, mal im swingenden Latin-Touch, mal mit erhabener Gospel-Feierlichkeit, immer leidenschaftlich, immer seelenvoll. „Tenor Soul“ bietet verführerischen Jazz, unprätentiös und hochambitioniert zugleich. Geschmackvoll im allerbesten Sinne!

Tracklist

01 Up Shut Down 06:09
02 I‘ll Be Seeing You 06:13
03 Invitation 07:12
04 Lay Over 06:39
05 Moon Princess 06:44
06 Morning Mike 06:34
07 Snowfall 05:55
08 Rita 04:19
09 Tenor Soul 05:48
10 Estate 07:43

Infos zur Produktion

Recorded & mixed by Klaus Genuit at Hansahaus Studios, Bonn.
Mastered by Thomas Ölscher at Railroad Tracks Studios, Kerpen.

Produced by Johannes Mueller & Jens Bosch (Executive Producer)
Design by Katerina Trakakis & Svenja Wittmann.

℗+© 2025 JazzJazz Records / LC97320

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